Von den ersten Schritten im Marketing bis zur Leitung eines internationalen Teams beim Kosmetikhersteller Jüstrich Cosmetics AG – in unserer Serie „Absolvent*in des Monats“ erzählt uns Sabine Pfefferkorn von ihrer spannenden beruflichen Reise. Im Interview gibt sie wertvolle Einblicke in die Schlüsselmomente ihrer Karriere und zeigt, wie Weiterbildung, Networking und die Wahl des richtigen Studiengangs ihren Erfolg geprägt haben.

Was hat dich dazu bewogen, dich für das Studienangebot Marketing & Sales an der FH CAMPUS 02 zu entschieden?

Nach meiner Matura und einem Auslandsaufenthalt startete ich ein Trainee-Programm bei der Wolford AG in Bregenz, einem  renommierten Hersteller und inzwischen auch Händler von Luxus-Skinwear. Während dieses Programmes erhielt ich umfassende Einblicke in verschiedene Abteilungen des Unternehmens, wobei mir die Tätigkeiten in der Marketingabteilung von Anfang an besonders viel Freude bereiteten. Wenige Monate später ergab sich zufällig die Chance, die Stelle als Direct Marketing Coordinator zu übernehmen. Der Job gefiel mir wahnsinnig gut, jedoch wurde mir bald klar, dass mir das theoretische Fundament für diesen Aufgabenbereich fehlte.

Deshalb begann ich, mich über Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich Marketing zu informieren. Besonders ansprechend fand ich praxisnahe Ausbildungen an Fachhochschulen. Zu dieser Zeit gab es im Bereich Marketing die Fachhochschulen in Wien und Graz. Nach sorgfältiger Überlegung und Besuchen beider Standorte entschied ich mich für die FH CAMPUS 02 in Graz. Bereits am ersten Tag fühlte ich mich dort wohl und wusste, dass dies der richtige Ort für meine akademische und berufliche Weiterentwicklung war.

Kannst du uns von einer besonderen Erinnerung oder einem Highlight aus deiner Studienzeit berichten?

Der Abschluss mit Diplomübergabe war sicherlich einer der emotionalsten Momente der Studienzeit, den ich mit meinen neuen Freund*innen und meiner Familie feiern durfte. Nach vier intensiven, aber auch unglaublich ereignisreichen und spannenden Jahren in Graz verließ ich die Stadt mit gemischten Gefühlen – einem lachenden und einem weinenden Auge. Damals dachte ich, dass dieser Abschied nur vorübergehend sei, und ich war mir sicher, dass ich bald zurückkehren würde…

Welche Fähigkeiten oder Kenntnisse, die du an der FH CAMPUS 02 erworben hast, haben dir in deiner beruflichen Laufbahn am meisten geholfen?

Die Ausbildung an der FH CAMPUS 02 war geprägt von unzähligen Projektarbeiten und Fallstudien. Diese gesammelten Erfahrungen haben mir in meiner beruflichen Laufbahn enorm geholfen, bei neuartigen Themen, Aufgaben oder Projekten, eine Vorgehensweise zu definieren und speditiv umzusetzen. Ich bin überzeugt, dass heutzutage nicht das eigene Wissen allein entscheidend ist, sondern vielmehr das Wissen darum, wie man vorgehen muss, um ein Ziel zu erreichen.

Wie sah dein beruflicher Werdegang nach dem Abschluss aus? Welche Stationen hast du durchlaufen?

Nach meinem Abschluss begann ich direkt im Marketing Export bei der Sigvaris AG in St. Gallen (CH), einem weltweit tätigen Hersteller medizinischer Kompressionsbekleidung. In dieser Position hatte ich die Chance, ein breites Spektrum an Aufgaben zu übernehmen: von der Beratung der internationalen Distributoren bezüglich ihrer Marketingaktivitäten, über die Entwicklung von Shop-in-Shop-Konzepten bis hin zur Gestaltung einer App, die die passende Größe für Kompressionsstrümpfe ermittelt. Diese vielseitigen Tätigkeiten ermöglichten es mir, ein tolles Netzwerk an Agenturen und Dienstleistern in der Schweiz aufzubauen, sowie breit gefächerte Erfahrungen im internationalen Marketing zu sammeln.

Nach etwa drei Jahren verspürte ich jedoch den Wunsch nach Veränderung, da der stark regulierte medizinische Bereich wenig Spielraum für Dynamik ließ. So entschied ich mich, zum Kosmetikhersteller Jüstrich Cosmetics AG in Berneck (CH) zu wechseln. Als Product Manager tauchte ich tief in die komplexe Welt der Kosmetik ein, die sich als weitaus anspruchsvoller herausstellte als erwartet. Eine meiner Haupttätigkeiten war das Projektmanagement von der Idee bzw. dem Entwicklungsauftrag bis zur Produktauslieferung für verschiedene Marken.

Nach weiteren drei Jahren bot sich mir die Gelegenheit, als Key Account Manager in den Geschäftsbereich Private Label zu wechseln. Diese neue Rolle im Vertrieb stellte eine aufregende Herausforderung dar, in der ich internationale B2B-Schlüsselkunden betreute und gemeinsam mit ihnen diverse neue Kosmetikprodukte lancierte. Drei Jahre später wurde mir die Verantwortung für den Bereich Marketing & Sales übertragen. Obwohl ich gelegentlich über einen Unternehmenswechsel nachdachte, blieb ich Jüstrich Cosmetics treu, da mir die innovative Kosmetikbranche außerordentlich gut gefällt und sich unternehmensintern immer wieder neue Türen für mich öffneten.

Seit 2020 leite ich nun das Marketing- und Verkaufsteam. Ab dem 1. September übernimmt unser Produktionspartner, die Temmentec AG in Sumiswald (CH), sämtliche Entwicklungs- und Verkaufsaktivitäten der Jüstrich Cosmetics AG. Mit dieser Übernahme werden alle Mitarbeiter*innen, einschließlich mir, Teil von Temmentec, und ich werde die Leitung der Zweigstelle in Berneck übernehmen.

Wie beeinflussen Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Praktiken die Marketing- und Vertriebsstrategien bei Jüstrich Cosmetics?

Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema in der Kosmetikindustrie, und sowohl B2B- als auch B2C-Kunden fordern zunehmend nachhaltige Produkte. Doch was bedeutet Nachhaltigkeit wirklich? Leider fallen viele Claims auf Kosmetikprodukten unter den Begriff „Greenwashing“. Bei Jüstrich Cosmetics setzen wir uns intensiv mit Nachhaltigkeit auseinander, von der Auswahl ressourcenschonender und up-gecycelter Rohstoffe bis hin zur Verwendung umweltfreundlicher Verpackungen. Unser Ansatz basiert auf den Prinzipien „recycle, replace, reuse, and reduce“, um Verpackungsmaterialien zu minimieren und alternative, besser abbaubare Materialien zu verwenden. Zudem werden in der Kosmetik-Industrie Verfahren entwickelt, um Produkte mit möglichst geringem Energieaufwand herzustellen. Über dieses umfassende Thema müsste ich wohl einen eigenen Bericht verfassen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Nachhaltigkeit in Europa eine bedeutende Rolle spielt. Die meisten unserer Kunden vertreiben die Kosmetikprodukte allerdings weltweit, und leider hat Nachhaltigkeit außerhalb von Europa noch nicht denselben Stellenwert erreicht.

Gibt es bestimmte Trends oder Entwicklungen im Bereich Marketing & Sales, die Studierende im Auge behalten sollten?

In der Zukunft werden Marketing- und Vertriebsprofis mit Herausforderungen konfrontiert sein, die durch die rasante Entwicklung, Informationsflut, begrenzte Zeitressourcen und den Einfluss von Künstlicher Intelligenz geprägt sind.
Studierende müssen lernen, Marketing- und Vertriebsstrategien agil anzupassen und schnell auf Veränderungen im Markt und Kundenverhalten zu reagieren. Zudem ist es entscheidend, Fähigkeiten zur Filterung relevanter Informationen aus der Informationsflut zu entwickeln. Effizientes Zeitmanagement ist wesentlich, um Aufgaben optimal zu priorisieren und die Produktivität zu maximieren. Schließlich sollten Studierende ein fundiertes Verständnis für die Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz entwickeln, um Automatisierungspotenziale zu nutzen und dabei die persönliche Kundenbeziehung zu wahren.

Wie wichtig sind deiner Meinung nach Weiterbildung und lebenslanges Lernen in diesem Berufsfeld?

In dieser schnelllebigen Welt sind Weiterbildung und lebenslanges Lernen wohl in den meisten Berufsfeldern unerlässlich, um stets auf dem neuesten Stand zu bleiben. Wobei aus meiner Sicht Kontakte und persönliche Beziehungen besonders an Bedeutung gewinnen. Ein gutes Netzwerk aufzubauen, ist zentral. Denn es kann match-entscheidend sein, zu wissen, an welchen Spezialisten man sich wenden soll, um ein gewisses Ziel zu erreichen.

Studierenden rate ich…

Nutzt die Chancen, die das Leben euch bietet, und ergreift jede Gelegenheit, um zu wachsen und zu lernen.

Auf ein paar Worte mit Sabine:

• Aus meiner Studienzeit besitze ich noch…
  …viele Ordner gefüllt mit Papier, die ich wohl mal entsorgen sollte ;-), sowie bleibende Freundschaften, die mir bis heute sehr wichtig sind.
• Wer hat dich inspiriert?
  In meinem Alltag inspirieren mich immer wieder ganz tolle Arbeitskolleg*innen und Freund*innen, die mit ihrer Kreativität, ihrem Engagement und ihrer positiven Einstellung immer wieder neue Perspektiven und Ideen in mein Leben und meinen Job bringen.
• Wenn ich noch einmal studieren würde, würde ich…
  …wieder eine Fachhochschule in einer Stadt wählen, die mir gefällt.

Mein Studium in 4 Worten:

• VOCATIONAL TRAINING
• Freundschaften
• Persönlichkeitswandel
• unvergesslich